Wissen Sie, wo der Langensee ist? Nein? Dann sind Sie vermutlich kein NZZ-Leser. Die NZZ wählt bei Schweizer geografischen Namen die deutsche Version. Bei Neuenburg (Neuchâtel) muss der deutsche Leser schon überlegen, bei Freiburg denkt er an die gleichnamige deutsche Stadt, und Sitten (Sion) und Delberg (Delemont) kennen die meisten Deutschen ohnehin nicht. Den Lago Maggiore hingegen schon, aber eben nur unter diesem Namen. (Zumindest auf nzz.ch wird man allerdings auch unter „Lage Maggiore“ fündig.)
Ein anderer deutscher Ortsname, der hauptsächlich in der Schweiz gängig ist, ist Neuyork. Um Missverständnissen vorzubeugen: Man schreibt auch in der Schweiz New York. Aber im hochdeutschen Radio SRF2 fällt mir immer wieder diese deutsche Aussprache auf. Ich kann mir nicht helfen: Für mich klingt Neuyork immer ein bisschen nach einer ganz alten Dame, die Jazz wie Jatz ausspricht und in Amerika die „jüdischen Yankees“ vermutet. (Letzteres stammt aus Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“ – das liest heute auch kaum mehr jemand.)
Manche andere in der Schweiz populäre Formulierung empfinden Deutsche als etwas antiquiert. So hört man häufig, analog zur Mundart-Wendung, „das nimmt mich Wunder“. Ähnlich „mich dünkt“. Sehr populär ist auch „schlussendlich“. Umgekehrt ist der in Bayern übliche Warnruf „Obacht“ in der Schweiz zwar bekannt, aber seinerseits veraltet.
Foto: Julia Franke
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