Steinbrück kriegt ein Croissant

poststelle

Bei der Schweizer Post wird nichts übereilt

Kürzlich war Peer Steinbrück in der Schweiz und wurde von Medien und Publikum überraschend gut aufgenommen – auch wenn er natürlich auf seine Kavalleriedrohung angesprochen wurde. Der „Tagi“ bemerkte nur, dass er beim Bestellen alle Klischees erfüllte: „Ich krieg ein Croissant“, soll er gesagt haben. Problematisch dabei ist nicht der Name des Gebäcks, das in der Deutschschweiz meistens Gipfeli heisst. Aber kein Schweizer bestellt mit „Ich kriege…“ oder „Ich bekomme“. Diesen Satzbeginn sollte man in Deutschland zurücklassen – im englischsprachigen Ausland haben sich schon genug Deutsche mit der versuchten Übersetzung „I become a Schnitzel“ blamiert.

Ein Deutscher, der vor einigen Jahren neu in der Schweiz war, wurde am Postschalter zunächst ignoriert, als er zeitsparend sofort „Zehn Marken zu einem Franken“ verlangte. So läuft das in der Schweiz nicht. „Grüezi“, sagte der Pöstler gemächlich, „was hätten Sie gerne?“ „Grüezi“, antwortet der Deutsche entschleunigt, „ich hätte gerne zehn Briefmarken zu einem Franken.“ Und siehe da, so klappte es. „Zehn Franken, wenn Sie so gut sein wollen.“

Kein Wunder, fühlen sich viele (auch jüngere!) Schweizer auf der Post so wohl, dass sie dort sämtliche Rechnungen meist monatlich bar bezahlen und in ihrem Postbüchli abstempeln lassen. Schliesslich kommen Rechnungen hier nicht mit Überweisungs-, sondern mit Einzahlungsschein. Wundersamerweise sind die Warteschlangen trotzdem kürzer als in Deutschland, wenn man nicht gerade zum Monatsbeginn kommt.

Im Restaurant ruft man in der Schweiz auch nicht „Die Rechnung, bitte“. Das heisst mindestens „Könnten Sie mir bitte die Rechnung bringen?“.

© Foto: Die Schweizerische Post AG

Artikel zum Postbüchli aus “20 Minuten”

FacebookFacebookby feather

Facebooktwittergoogle_pluslinkedinmailFacebooktwittergoogle_pluslinkedinmailby feather