Es gibt Menschen, die meinen, man sollte bei einem drohenden Weltuntergang in die Schweiz ziehen. Nicht nur, weil sie neutral und sicher ist, sondern einfach, weil hier vieles mit 50 Jahren Verspätung passiert.
Das galt zwar fürs allgemeine Frauenstimmrecht, nicht aber für die geschlechtergerechte Sprache. Hier ist die Schweiz gleichauf mit Deutschland, teilweise sogar voraus. „Studierende“ hat sich auch in Deutschland durchgesetzt, „Assistierende“ ist dort schon seltener, aber kennen Sie „Mitarbeitende“? Müht man sich in Deutschland mit dem Ungetüm „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ ab und verzichtet dann doch häufig darauf, die Damen explizit zu nennen, gibt es in der Schweiz diese mehr oder weniger elegante Lösung. Was die Lesenden davon halten, weiss man nicht so genau.
Beim Kauf von Medikamenten wird in Deutschland empfohlen, „Ihren Arzt oder Apotheker“ zu fragen. In der Schweiz hingegen sollte man (oder frau) sich von einer Fachperson beraten lassen. Ein in Deutschland kaum üblicher Begriff, dort sucht man eher nach „Fachmann“ oder auch „Fachfrau“, allenfalls „Fachkraft“.
„Person“ ist in der Schweiz generell ein wichtiges Suffix – beispielsweise spricht man weniger von Lehr- oder Führungskräften als von Lehr- oder Führungspersonen. „Schülerpersonen“ gibt es nicht, dafür hat sich an Pädagogischen Hochschulen das Kürzel „SuS“ eingebürgert, „Schülerinnen und Schüler“ ist doch etwas lang, auch „Schülende“ funktioniert nicht. Da fallen einem gleich noch weitere Kürzel ein: PoP (Professorinnen und Professoren), MuM, wenn man Mühe mit den Mitarbeitenden hat, oder ÄuA für Ärztin oder Arzt. Erinnert an das ziemlich unübersetzbare berndeutsche „äuä“.
Und wie nennt man die Mütter und Väter, mit denen Lehrpersonen ja auch immer wieder zu tun haben, politisch korrekt im Singular? MuV? Nein: Elternperson.
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