Manche Schweizer Ausdrücke lassen sich kaum übersetzen. Die Vernehmlassung lernte ich noch in Deutschland kennen, als in meiner damaligen Firma zwei Externe aus St. Gallen (ein Deutscher, ein Engländer) in einem Workshop ein Dokument vorstellten und um Feedback baten. Zum Schluss verkündeten sie, das sei jetzt eine richtige Vernehmlassung gewesen und erklärten den Begriff, der die Schweizer Tradition, vor einem Entscheid zunächst so ziemlich alle nach ihrer Meinung zu fragen, kurz und knapp zusammenfasst. Deutsche, die schon lange in der Schweiz leben, können sich kaum vorstellen, dass man in Deutschland keine Vernehmlassungen kennt. Ja, wie nennt man es denn, wenn zu Gesetzesvorlagen (in der Schweiz Motionen genannt) jeder seinen Senf dazugibt?
Unübersetzbar ist auch der Aufsteller. In Deutschland ist das höchstens eine Werbetafel, in der Schweiz ein „Anlass für gute Laune“, so das Wörterbuch. Wer so eine Übersetzung hört, bekommt schon wieder schlechte Laune. Kein Wunder, hört man in Deutschland manchmal das englische „you made my day“. Die schönste Übersetzung, die ich dazu finde: „Du hast mir den Tag versüsst“. Sagt zwar kaum jemand, klingt aber gut – fast wieder ein Aufsteller.
Auch für die Dächlikappe gibt es keine adäquate Entsprechung in Deutschland. Baseball-Cap oder Baseballmütze kann eindeutig nicht mithalten, und eine Schirmmütze klingt nach Sherlock Holmes und meinem Grossvater.
Zuletzt sei noch das Schweizer „Jö“ genannt. Der Berliner Daumenkino-Künstler Volker Gerling erzählte auf dem Zürcher Theaterspektakel, die Reaktion in der Schweiz gefalle ihm besonders gut, „und ich sage das nicht nur, weil ich hier bin. Ich versuche jetzt mal, die typische Schweizer Reaktion lautmalerisch zu imitieren: Jöööh …“ Neben Begeisterung und „süüss“ kann Jö auch Erstaunen und leicht ironisches Mitleid zum Ausdruck bringen. Ich geb’s zu, nicht gerade ein schweizerhochdeutscher Begriff, den man auch schreibt. Aber im Alltag schnell unverzichtbar.
© Foto: Volker Gerling, http://www.daumenkinographie.de/
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