International ist der Emmentaler mit Abstand der bekannteste Schweizer Käse. So bekannt, dass der Käse mit den Löchern als Synonym herhalten darf, in Sätzen wie „mit Metro, Tunnels und Katakomben ähnelt der Untergrund von Paris einem Schweizer Käse“. In der amerikanischen Provinz gab es nur zwei Käsesorten, als ich dort Austauschschülerin war: Cheddar und „Swiss cheese“ (der geschmacklich nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Emmentaler hatte, aber immerhin Löcher).
Leider hatte das Emmental versäumt, den Namen schützen zu lassen. So werben deutsche Käsehersteller damit, dass sie seit bald 200 Jahren „Allgäuer Emmentaler“ herstellen – und haben sich die kurios anmutende Ursprungsbezeichnung sogar von der EU schützen lassen. Innerhalb der Schweiz landet der Emmentaler im Detailhandel relativ abschlagen auf Platz 6 hinter Mozzarella, Gruyère, Raclette, Hüttenkäse und Parmesan.
Dafür wirbt der Tilsiter damit, „Der Schweizer Käse“ zu sein. Tilsit? Die Stadt lag ist Ostpreussen und heisst seit 1946 Sowetsk. Dort soll 1822 in der Milchbude einer Schweizer Käserfamilie der erste Tilsiter hergestellt worden sein. Siebzig Jahre später liessen sich Schweizer Pioniere auf ihren Reisen von der Tilsiter Käseherstellung inspirieren und schufen den ersten Schweizer Tilsiter. Der Fettmangel im Ersten Weltkrieg kam seiner Verbreitung zugute, als die Emmentaler-Produktion eingestellt werden musste.
In Deutschland war die Bezeichnung lange geschützt, schliesslich gibt es den „Holsteiner Tilsiter“. Als „Tilsiter“ wird aber auch ein milder, fast an Edamer erinnernder Käse vertrieben.
Da hat der Schweizer Tilsiter es nicht leicht. Zeitweilig wurde er als „Royalp“ vermarktet, später als „Tilsiter nach Schweizer Art“ bzw. „Tilsiter Switzerland“. Wegen der Verwechslungsgefahr versuchen die Schweizer Hersteller ihren Tilsiter seit 2016 unter dem neuen Namen „Swizzrocker“ bekannt zu machen.
byby