Präteritum

140310_COO_Regio_Seite_06„Früchte von den Bäumen, auf denen ich früher rumkletterte.“ „Setzlinge von der Gärtnerei, mit deren Blumen ich meine Freundin eroberte.“ „Gemüse vom Feld, neben dem wir immer Fussball spielten.“ Stört Sie an diesen Sprüchen von Coop „Miini Region“ etwas? Dann kommen Sie vermutlich aus Süddeutschland. Ich jedenfalls würde diese Sätze ins Perfekt setzen: Bäume, auf die ich geklettert bin oder das Feld, neben dem wir Fussball gespielt haben. Warum? Schwierig. Die Ereignisse liegen ja schon eine Weile zurück. Andererseits gibt es die Bäume und das Feld ja offensichtlich noch.

Doch die Frage ist nicht: Ist die Vergangenheit „vollendet“ oder „unvollendet“? Sondern: Orientieren sich diese Sätze an der gesprochenen Sprache? Wenn ich als Süddeutsche Hochdeutsch rede, hat das Perfekt fast immer Vorrang vor dem Präteritum alias Imperfekt. Vor allem in der ersten oder zweiten Person. Geht „Das gab es früher nicht“ noch gut durch, stösst mir „ich reiste durch Italien und knüpfte dort Freundschaften“ in einem Interview schon auf. Ich muss zugeben, richtig elegant tönt „Ich bin durch Italien gereist und habe dort Freundschaften geknüpft“ nicht. Aber so würde ich es nicht nur sagen, sondern vielleicht sogar schreiben – wenn der Satz eine mündliche Aussage wiedergeben soll. Und wenn mir kein Schweizer Kollege die Zeitform korrigiert. Eine markante Ausnahme ist „ich war“, „du warst“ – „ich bin gewesen“, „du bist gewesen“ ist einfach zu umständlich.

Eigentlich verrückt. Bekanntlich kennen die Deutschschweizer Mundarten gar kein Präteritum. Und Norddeutsche amüsieren sich denn auch über die häufige Verwendung des Perfekts im (hochdeutschen) Schweizer Fernsehen.

Vermutlich haben gerade deshalb zumindest die Schweizer, die professionell schreiben, keine Hemmungen, es im Hochdeutschen einzusetzen. Also: Wie man es macht, findet es jemand verkehrt.

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