Wie spricht man „Chur“ aus, die Hauptstadt von Graubünden? Das kommt darauf an, wen man fragt. Die meisten Nicht-Deutschschweizer sind mit dem „Ach“-Laut am Wortanfang überfordert und sagen lieber „Kur“. (Romands witzeln manchmal, Schweizerdeutsch sei kein Dialekt, sondern eine Halskrankheit.) Zürcher, Berner undsoweiter haben mit „Chur“ keine Mühe, aber der Gag ist: In Graubünden klingt das ch eher wie ein k – also doch „Kur“?
Mich erinnert das an Erlangen bei Nürnberg. Das wird überall auf der ersten Silbe betont, ausser in Erlangen selbst – die sagen nämlich Erlangen. Barcelona ist ein ähnlicher Fall: Spanier lispeln das „c“ wie ein englisches th, die einheimischen Katalanen hingegen nicht: Barsselona.
Von Chur sollte man nicht schreiben, ohne den rätoromanischen Namen zu erwähnen. Diese vierte Schweizer Landessprache spricht man in Graubünden in fünf verschiedenen Varianten, plus Rumantsch Grischun als „Kompromiss-Schriftsprache“. Je nachdem heisst Chur deshalb Cuira (Rumantsch Grischun), Cuoira (Vallader), Cuira (Puter und Sutselvisch), Cuera (Surselvisch), Coira oder Cuoira (Surmeirisch) – ich verlasse mich da mal auf Wikipedia. Ausserdem heisst die älteste Stadt der Schweiz auf Italienisch Coira und auf Französisch Coire. Wer sich das alles merken kann, hat sich seine Graubünden-Ferien redlich verdient. (“Bündnerland” sagen vor allem die Zürcher, habe ich kürzlich gelernt…)
Für alle, die noch nicht genug haben von übersetzten Städtenamen, gibt’s noch einen kleinen Leckerbissen: In einer Ausstellung fand sich wie häufig eine Kurzbiografie des Künstlers, der in Zug gestorben war. Die französische Version der Tafel übersetzte das so: „Il mourut dans le train.“
Foto: Schweiz Tourismus
byby
Die Basler sprechen Chur wie die Bündner als “K(h)ur” aus, also mit weichem Anlaut.
Danke – steht ja auch im Text oben: … “aber der Gag ist: In Graubünden klingt das ch eher wie ein k – also doch „Kur“?”