HB

HB steht in Zürich für den Hauptbahnhof. Ganz einfach und logisch. Nun hat der Bahnhof in der Schweiz eine grössere Bedeutung als in Deutschland, weil mehr Menschen mit dem Zug fahren.  Warum die Deutschen aber ihre Hauptbahnhöfe nicht abkürzen, hat wohl einen anderen Grund: HB ist dort eine Zigarettenmarke, benannt nach der Dresdner Fabrik „Haus Bergmann“, die 1932 von British American Tobacco aufgekauft wurde. (Dass HB ausserdem noch für Hämoglobin, ein Fliesenunternehmen, einen österreichischen Webshop und ähnliches steht, dürfte weniger stören.) Natürlich wird die Abkürzung in der Schweiz auf dem „H“ betont, in Deutschland auf dem „B“.

In den fünfziger bis achtziger Jahren warb British American Tobacco für seine Filtermarke HB mit dem „HB-Männchen“. In über 400 äusserst beliebten Werbespots regte sich Bruno, so sein inoffizieller Name, masslos und mit unverständlichem Kauderwelsch über Alltagssituationen auf, bis er buchstäblich in die Luft ging – nicht unähnlich wie später sein Kollege in der Werbung für das Getränk, das angeblich Flügel verleiht. Das HB-Männchen zumindest holte ein beruhigendes „Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur HB“ schnell auf die Erde zurück. Sein Kauderwelsch war übrigens Arabisch, das rückwärts mit doppelter oder noch schnellerer Geschwindigkeit abgespielt wurde. Der Kult ist vergleichbar mit den Schadenskizzen, mit denen die Mobiliar in der Schweiz seit 1998 wirbt.

An die Spots mit Bruno erinnern sich in Deutschland nur noch Ältere, die Marke HB wird nicht mehr beworben und hat an Marktanteil verloren.  Aber die meisten Deutschen kennen zumindest den Spruch „Er regt sich auf wie ein HB-Männchen“ und denken bei den Buchstaben HB nicht an einen Bahnhof. Dagegen hat nicht einmal das bekannte Münchner Hofbräuhaus, dessen Logo die beiden Buchstaben zieren, eine Chance.

 

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Kommentare (7)

  1. Stefan Siemer

    Was, liebe Julia, im Himmel bedeutet der Satz: “Der Kult ist vergleichbar mit den Schadenskizzen, mit denen die Mobiliar in der Schweiz seit 1998 wirbt”? Für zweckdienliche Hinweise wäre ich dankbar!

    1. Julia (Beitrag Autor)

      Lieber Stefan, habe oben einen entsprechenden Link eingebaut. Eine Versicherungswerbung, die in der Schweiz mindestens so bekannt ist wie in Deutschland seinerzeit Bruno…

  2. Julia (Beitrag Autor)

    Hbf kenne ich zwar von Schildern, würde ich aber sicher nicht sagen. Wie würde man das überhaupt aussprechen – Höböhöf?

    1. Anja

      Abkürzungen sind nicht in erster Linie für’s Sprechen gemacht. Ich tippe Hbf z.B. sehr oft in einer SMS.

      Wie sprichst du denn Buchstaben? 😉

      HaBeEff würde ich da sagen. Hab ich bestimmt auch schon das ein oder andere Mal. Aber wie schon im Eingangskommentar erwähnt: allzu verbreitet ist es wohl net.

  3. Anja

    In Deutschland wird Hauptbahnhof mit “Hbf” abgekürzt. Mag sein, dass das nicht allzu verbreitet ist, mir ist es aber so geläufig.

    Das HB-Männchen kenne ich auch nur in der Redewendung, bin erstaunlicherweise also zu jung. 😀

  4. Julia (Beitrag Autor)

    Wer hätte das gedacht 😉

  5. Jörg Becker

    “An die Spots erinnern sich in Deutschland nur noch Ältere….”
    Tja, ich muss mir wohl eingestehen, dass ich inzwischen auch zu den Älteren gehöre…!

Kommentare sind geschlossen.